Die Profilwerkstatt hat über ihren Purpose nachgedacht – und sich (wieder) entdeckt. Die beiden Gründer:innen Martina Keller und Ralf Ansorge im Interview.
Ralf und Martina, ihr habt die Profilwerkstatt vor 29 Jahren gegründet. Was hat euch damals angetrieben?
Ralf: Meine Motivation war es, so zu arbeiten, wie ich wollte. Selbstbestimmt und frei sein, obwohl man als Selbständiger natürlich auch Zwänge hat. #gutebeziehungenschaffen hätte ich damals so nicht formulieren können, und doch steckte das, wenn ich das heute betrachte, damals schon drin.
Martina: Ich war freie Redakteurin und habe auch noch nie einen Anstellungsvertrag unterschrieben. Selbstbestimmung ist also ganz offensichtlich tief in mir verankert. Ich mag es, neue Ideen und Wege einfach auszuprobieren. Eine eigene Agentur zu haben hat mir die Möglichkeit gegeben, andere mitzunehmen.
Martina Keller (li.), Ralf Ansorge und Angelika Ludwig vom Team People & Culture
Früher verfolgten Unternehmer:innen häufig eine Vision. Heute sprechen Menschen auch im beruflichen Kontext lieber vom Purpose. Der Begriff ist mittlerweile in aller Munde. Dennoch fällt es vielen schwer, ihn zu definieren. Was bedeutet Purpose für euch?
Ralf: Die große Frage, die im Zusammenhang mit der Purpose-Diskussion ja immer gestellt wird, nämlich „Wofür stehst du morgens auf?“, reicht schon aus, um die Bedeutung zu erkennen. Ich möchte mit der Profilwerkstatt zeigen, dass die Themen Wirtschaft, Soziales und Ökologie vereinbar sind – und, dass Arbeiten ein sinnvoller Teil des Tages sein kann, der mit der Lebensplanung drumherum verbunden werden kann.
Purpose beschreibt das Warum, den Sinn. Der Sinn der Profilwerkstatt ist nicht „Kommunikation zu machen“, sondern gute Beziehungen zu schaffen – in vielerlei Hinsicht. Während der Erarbeitung unseres Purpose-Satzes, „Gute Beziehungen schaffen, damit alle ihr Bestes entfalten können“, war kaum jemand davon irritiert, dass darin keine Branchenbegriffe wie Kommunikation oder Kreativität Erwähnung finden. Das zeigt: #gutebeziehungenschaffen steckt in der DNA der Profilwerkstatt.
Martina: Purpose bedeutet für mich auch „zusammen weiter gehen“. Wir haben unseren Purpose miteinander formuliert und haben deswegen auch ein gemeinsames Verständnis davon, warum wir morgens aufstehen. Obwohl unser Purpose-Prozess erst seit rund zwei Jahren offiziell läuft, sehe ich schon viele der erhofften Veränderungen: mehr Teilhabe, Spaß am einfach machen. Das gibt uns viel Klarheit.
Seit wann begleitet euch der Purpose-Gedanke im beruflichen Kontext?
Ralf: Implizit begleitet er uns bestimmt schon von Anfang an – und seit fünf oder sechs Jahren immer bewusster. Damals haben wir angefangen, das Thema mit dem Wort „WOW“ zu umschreiben. Unser Ansatz: Wir wollen eine WOW-Agentur sein, in der die Mitarbeiter:innen sagen: „WOW – hier arbeite ich gerne“. Und aus Kund:innen-Sicht: „WOW – was haben die sich wieder einfallen lassen“.
Heute passt WOW als eine Art Vorläufer zu #gutebeziehungenschaffen.
In der Geschichte der Profilwerkstatt gab es sicher das ein oder andere Hindernis. Wie hat euch euer Purpose geholfen, auch schwere Zeiten durchzustehen?
Ralf: Meine Werte haben mir definitiv geholfen, etwa als wir 2019/2020 mit der Profilwerkstatt eine wirklich schlechte Phase hatten – ohne dass wir diesen Satz damals schon explizit ausformuliert hatten. Aber es waren eben vor allem die guten Beziehungen, die wir untereinander haben. Sie haben uns aus dem Tal wieder rausgetragen.
Martina: Purpose ist ja viel mehr als der formulierte Satz. Der Purpose war schon immer da, und wir haben ihn nur herausgearbeitet. Insofern sind es tatsächlich die Werte, die uns immer begleiten. Meine sind Empathie und Klarheit. In unserer Krise 2019/2020 haben wir alle zusammengestanden. Alle wussten was los ist, jeder kannte die Zahlen, jeder wusste, wie der Kurs aussieht, und alle haben sich hinter uns gestellt. Das war ein unglaublich gutes Gefühl. Dieses Committent hat mir sehr viel bedeutet und zeigt, dass unsere Werte uns gemeinsam tragen.
Und wie lässt sich der Purpose auf eure Arbeit in der Profilwerkstatt übertragen? Schafft ihr es, mit dem Purpose-Gedanken das ganze Team abzuholen?
Ralf: Wir versuchen natürlich, alle mitzunehmen. Und ich bin überzeugt, dass alle, die hier arbeiten, in irgendeiner Form den Purpose-Gedanken mittragen – sonst würden sie nicht hier arbeiten. Denn wenn mein privater Purpose mit dem Purpose des Unternehmens nicht zumindest eine Schnittmenge hat, funktioniert es nicht auf Dauer.
Martina: Ich sehe es auch so. Meiner Meinung nach kann jede:r etwas mit dem Purpose anfangen – in unterschiedlicher Intensität natürlich. Ich merke, dass viele sich damit beschäftigen und den Purpose nutzen, um Klarheit zu gewinnen, konkret zum Beispiel bei Pitch-Anfragen und Ausschreibungen.
Wie beeinflusst euch euer Purpose im geschäftlichen Miteinander, zum Beispiel auch mit Kund:innen?
Martina: In Sachen Neugeschäft merken wir, dass zunehmend Anfragen von Unternehmen kommen, die im Sinne unserer Werte zu uns passen. Auch wenn wir den Purpose nicht unmittelbar nach außen tragen, strahlt er doch aus.
Ralf: Was wir feststellen: Wir sind am besten, wenn unsere Kund:innen – wenn vielleicht auch nur implizit – gute Beziehungen auch wichtig finden und sie zulassen.
Was seht ihr, wenn ihr euch die Zukunft der Profilwerkstatt vorstellt? Was wünscht ihr euch?
Ralf: In unserem Purpose-Manifest gibt es den Satz „Wir geben Freiraum für gute Ideen und gute Entwicklungen“. Und darunter ist als eine Erklärung dieses Satzes formuliert: „Gemeinsam entwickeln wir die Profilwerkstatt zu einer Arbeitgeberin, die zum Leben ihrer Mitarbeiter:innen passt.“ Wenn wir das schaffen, wird die Zukunft klasse.
Martina: Genau. Für mich bleibt der komplette Purpose-Satz die Essenz: Wir schaffen gute Beziehungen, damit alle ihr Bestes entfalten können.
Katharina Gröger
Liebt den Spagat zwischen Marketing und Journalismus. Hat außerdem eine Schwäche für gute Geschichten und die Beziehungen, die daraus entstehen.