Werbung – der verschmähte Liebhaber

Werbung ist ein unangenehmer Liebhaber. Und schön ist er auch nicht. Ungepflegt und nicht sehr geistreich kommt er daher, viel zu aufdringlich. Er lässt einen nicht in Ruhe, folgt ins Wohnzimmer, stalkt den Social-Media-Account. Immer die gleichen Botschaften, immer die gleiche Aufmachung. Er hat etwas von einem aufdringlichen Rosenverkäufer. Immer bietet er dieselbe Rose mit demselben, unglaublich qualitätslosen Spruch an, 3000 Mal. Irgendwann kauft man bestimmt ­ oder?
Nein! ­ 13.000 Werbebotschaften prasseln jeden Tag auf uns ein. Und kaum eine schafft es in unser Bewusstsein.

Langweilig heißt Zeitverschwendung

Die Generation Y wächst in das Alter der treibenden Kaufkraft und mit ihr bilden sich neue, ungeahnte Hürden des Marketings. Die Frage, was die wichtigsten Käufer von heute antreibt, ist alles andere als irrelevant. Wir sind die erste Generation, die Produkte nicht nach dem Zweck selbst aussucht sondern als Mittel dazu, unser Leben selbst zu gestalten und unsere Persönlichkeit zu entfalten. Wenn ein Produkt diesen Anforderungen gerecht wird, sitzt unser Geldbeutel locker. Grund genug, sich auf uns vorzubereiten.
Aber davor solltet ihr uns ein wenig kennenlernen: Wir – das ist die Generation Y. Y für „Why“, weil wir jede These, jedes Argument, jeden Fakt hinterfragen. Es reicht bei uns nicht, einfach eine Marke auf ein Plakat zu malen und darunter den Befehl zum Kaufen zu geben. Eine Studie belegt, dass Werbungswiederholungen nur nutzen, wenn der Content so spannend ist, dass er einen auch jedes Mal wieder fesselt. Werbung ohne Inhalt ist etwas, das wir sofort aussortieren. Why? Weil wir Zeit sparen wollen für die wichtigen Dinge im Leben. Deswegen nützt keine Werbung, die bei uns wie Zeitverschwendung ankommt.

Wir kennen die Tricks

Wir sind mit nervigen Werbebannern groß geworden. Deshalb haben wir keine Resistenz dagegen, sondern Abwehrmechanismen entwickelt. Nicht nur den AdBlocker. Der innere Wecker sagt uns instinktiv, wann die Werbepause vorbei ist. Nervige Werbebanner können wir mit verbundenen Augen schließen. Wir entlarven versteckte Werbung, bevor das Markenlogo überhaupt zu erkennen ist. Wir sind Social-Media-Nerds. Und wir haben Ansprüche. Ein Werbeplakat einfach zu digitalisieren und einen Banner mit einem Werbeslogan und einem hübschen Bild zu bestücken ist genauso wirkungslos, wie die Aufforderung des Rosenverkäufers.

Das ist die Benchmark

Wir selektieren Werbung nach Inhalten. Werbung soll uns unterhalten. Werbung soll witzig sein. Werbung soll uns zum Nachdenken bringen. Werbung soll uns faszinieren. So sehr, dass wir ein Foto davon machen und es posten. Das ist die Benchmark, liebe Werbebranche!

„Menschen unter 30 Jahren nehmen Werbung auf ihren Community-Seiten als Hausfriedensbruch wahr.“
Marketingmogul Amir Kassaei

Wir leben schon lange in einer Welt, in der das Sender-Empfänger-Modell ausgedient hat. Wir wollen mit einbezogen werden. Kommunikation und Interaktion bekommen immer mehr Relevanz. Marken wie Asos haben einen Weg gefunden, ein Riesenpublikum mit Mehrwert und Interaktion zu erreichen. Durch Kooperation mit Influencern, mit denen sich die Marken identifizieren können, verteilen sie ihre Werbung an ein stetig wachsendes Publikum.

Influencer Marketing nennt man es, wenn wie an dem Beispiel von Rachel Martino (@rachmartino), eine Marke Produkte von Influencern vorstellen lässt. Werbung wird hier nicht nur akzeptiert, sondern gefordert! Wir wollen wissen, was es Neues gibt und wir wollen wissen, was der Blogger, der YouTuber, der Snapchatter oder Instagrammer unseres Vertrauens davon hält. Das ist der Content, der uns überzeugt: Produkte, die auf uns und unser Leben zugeschnitten sind!