Wie Content von KI-Systemen gefunden und als vertrauenswürdig eingestuft wird
In der digitalen Kommunikation erleben wir gerade einen Paradigmenwechsel. Während wir jahrelang unsere Inhalte für Suchmaschinen optimiert haben, müssen wir jetzt umdenken. Denn die Art, wie Menschen nach Informationen suchen, verändert sich grundlegend. KI-Anwendungen wie ChatGPT, Perplexity oder Google Gemini liefern direkte Antworten statt Linklisten.
Das ist nicht nur ein Thema für B2C-Kommunikator:innen, die potentielle Kund:innen auf ihre Produktseiten und Webshops leiten möchten und denen es massive Probleme bereitet, wenn in Suchergebnissen keine Links mehr vorgeschlagen werden. Für den Bereich B2B stellt sich darüber hinaus die Frage: Wie sorgen wir dafür, dass unser Content von diesen KI-Systemen gefunden und als vertrauenswürdige Quelle eingestuft wird?
Die neue Realität: Wenn KI-Systeme Ihre Stakeholder informieren
Folgendes Szenario: Ein potenzieller Kunde sucht nicht mehr über Google nach „Wartungssoftware für Gebäude“, sondern fragt Perplexity: „Welche Anbieter für Wartungssoftware gibt es für Gebäude bis zu 10.000 Quadratmetern für den deutschen Mittelstand?“
Die KI generiert eine Antwort – im Test führt etwa Perplexity fünf Anbieter:innen auf und liefert zudem eine Liste typischer Merkmale für Mittelstands-Lösungen. Wie schafft ein Unternehmen es in diese Antwort? Eine Möglichkeit wäre es, zu dem gesuchten Thema sehr viel Content auf der Webseite anzubieten. Doch werden Fachbeiträge, Whitepaper oder Fallbeispiele als Quellen herangezogen? Oder bleibt der Content unsichtbar, während die KI auf Inhalte der Wettbewerber:innen zurückgreift?
Die Sichtbarkeit in KI-generierten Antworten wird also zum kritischen Erfolgsfaktor für die Unternehmenskommunikation. Hier kommt GEO – Generative Engine Optimization – ins Spiel.
GEO als Weiterentwicklung von SEO
GEO ist die Weiterentwicklung der klassischen Suchmaschinenoptimierung („Search Engine Optimization“ oder SEO) für das Zeitalter der KI-gestützten Informationssuche. Während SEO darauf abzielt, in den Ergebnissen von Suchmaschinen möglichst weit oben zu erscheinen, geht es bei GEO darum, dass Ihre Inhalte von KI-Systemen als relevante, vertrauenswürdige Quellen erkannt und in deren Antworten einbezogen werden.
Denn das „Zero-Click“-Phänomen dürfte immer weiter zunehmen – weil Nutzer:innen durch die KI-Ergebnisse direkt zufriedengestellt werden. Organisch generierte CTR („Click-Through-Rates“) brachen laut einer Untersuchung, die bei der Fachmesse OMR in Hamburg im Mai vorgestellt wurde, durch KI-gestützte Suchfunktionen um 84 Prozent ein, Paid-CTR um 62 Prozent. Die Beratungsgesellschaft Gartner prognostiziert, dass bis 2028 die Sichtbarkeit von Marken im Internet um 50 Prozent reduziert wird, weil immer mehr Verbraucher:innen generative KI für die Onlinesuche nutzen.
Neue Anforderung an die Content-Strategie
Bedeutet der Aufstieg von GEO das Ende von SEO? Absehbar nicht. Klassische Suchmaschinen sollten weiterhin eine Rolle spielen. Doch die Gewichtung dürfte sich verschieben – und damit auch die Anforderungen an die Content-Strategie. GEO erfordert zusätzliche Maßnahmen und ein Verständnis dafür, wie KI-Crawler Inhalte erfassen, bewerten und verarbeiten.
GEO vs. SEO: Die wichtigsten Unterschiede
Wie KI-Crawler funktionieren – und was das für Ihren Content bedeutet
- KI-Systeme wie ChatGPT oder Perplexity arbeiten anders als traditionelle Suchmaschinen-Crawler. Sie suchen nicht nur nach Keywords, sondern analysieren Kontext, Zusammenhänge und die semantische Bedeutung von Inhalten.
- Sie bewerten Quellen nach ihrer Vertrauenswürdigkeit, Aktualität und inhaltlichen Tiefe.
- Wichtig wird daneben auch die technische GEO-Optimierung der Webseite. So sollte KI-Crawlern der Zugriff in der robots.txt erlaubt und es sollten technische Barrieren wie JavaScript-Rendering für Hauptinhalte vermieden werden.
- Für die KI-Crawler ist es auch von Vorteil, wenn Sie eine semantische und kontextuelle Optimierung vornehmen. Das geht über klassische Keywords hinaus: Genutzt werden sollten Long-Tail-Keywords, semantisch verwandte Begriffe und thematische Cluster, um ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
KI-Systeme bevorzugen (nach dem heutigen Stand) Inhalte, die:
- Faktenbasiert und nachprüfbar sind – mit klaren Quellenangaben, Daten und Statistiken.
- Strukturiert und klar gegliedert sind – mit logischem Aufbau und eindeutigen Überschriften.
- Umfassend und tiefgehend sind – oberflächliche Inhalte werden eher ignoriert.
- Aktuell und relevant sind – veraltete Informationen verlieren schnell an Bedeutung.
- Von vertrauenswürdigen Domains stammen – Autorität spielt eine entscheidende Rolle.
Diese Kriterien an guten Content sind nicht neu. Doch während bei SEO Keywords und auch technische Faktoren wie Ladegeschwindigkeit oder Backlinks eine große Rolle spielen, konzentriert sich GEO stärker auf inhaltliche Qualität und Vertrauenswürdigkeit.
Die Zukunft der (B2B-)Kommunikation: GEO wird unverzichtbar
Für die B2B-Kommunikation wird GEO zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Denn die Nutzung von KI-Assistenten für die Informationssuche nimmt rasant zu. Laut einer Studie von Gartner Research dürften bis 2026 etwa 60 Prozent aller B2B-Rechercheprozesse KI-gestützte Informationsquellen einbeziehen. Zudem dürften mehr als 80 Prozent der Unternehmen generative KI-APIs („Application Programming Interfaces“ oder Programmierschnittstellen) oder ‑Anwendungen einsetzen. Schon jetzt nutzen laut dem HubSpot-Whitepaper „The State of Marketing 2025“ 31 Prozent der „Gen Z“ am häufigsten KI-Plattformen oder Chatbots, um Informationen online zu finden. Diese Entwicklung dürfte sich beschleunigen, wenn KI-Systeme noch stärker in bestehende Plattformen integriert werden. Microsoft hat mit der Integration von ChatGPT in Bing und Office-Produkte (Copilot) vorgelegt. Google hat angekündigt, dass seine KI Gemini zum universellen KI-System werden soll, inklusive Kaufempfehlungen.
Fazit: GEO als Chance für qualitätsorientierte B2B-Kommunikation
Der Aufstieg von KI-gestützten Suchsystemen stellt B2B-Kommunikator:innen vor eine neue Herausforderung. Doch er bietet auch Chancen. GEO „zwingt“ uns, noch stärker auf Qualität, Vertrauenswürdigkeit und echten Mehrwert zu setzen. Denn KI-Crawler belohnen Fachwissen und Expertise – Eigenschaften, die gerade im B2B-Bereich ohnehin entscheidend sind.
Unternehmen, die in ihrer Kommunikation jetzt in GEO investieren, sichern sich also nicht nur digitale Sichtbarkeit in der KI-Ära. Sie stärken auch ihre Position als vertrauenswürdige Expert:innen in ihrer Branche. Der Punkt, den Kommunikator:innen machen müssen, ist die intelligente Verbindung von SEO und GEO – mit einem klaren Fokus auf Qualität, Relevanz und Vertrauenswürdigkeit. Wer diese Prinzipien beherzigt, kann auch in der Ära der Informationssuche mit KI erfolgreich sein.
Qualität geht (noch) nicht ohne Menschen
Dieser Blogbeitrag ist mit Hilfe von KI (Claude 3.7 Sonnet und Perplexity) entstanden. Folgende Recherche-Ergebnisse zu GEO und KI wurden von Claude 3.7 seriös mit Links vorgeschlagen:
- „Eine Studie des Content Marketing Institute zeigt, dass Unternehmen mit differenzierten Strategien für traditionelle und KI-gestützte Suche bis zu 2,7‑mal höhere Engagement-Raten erzielen.“
oder
- „Laut einer Studie von Stanford HAI werden Inhalte mit klar identifizierbaren, qualifizierten Autoren bis zu 2,3‑mal häufiger zitiert.“
Beide Aussagen tauchen in den betreffenden Studien nicht auf, dort vorgestellte Daten lassen sich auch nicht so interpretieren. Sie hätten aber ohne menschliche Prüfung sehr leicht als Fakt in diesem Text stehen können.
Ralf Ansorge
Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Profilwerkstatt