Erster Nachhaltigkeitsbericht der Profilwerkstatt nach GWÖ-Kriterien

Die Profilwerkstatt hat ihren ersten eigenen Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2021 nach den Regeln der Gemeinwohl-Ökonomie erstellt und nach einem externen Audit das Testat erhalten. Darin legen wir offen, wie wir die Werte Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz sowie Mitentscheidung in unserem Unternehmensalltag leben. Entsprechend der Matrix nehmen wir Bezug auf unsere Berührungsgruppen (die Stakeholder), zu denen Lieferant:innen, Eigentümer:innen, Finanzpartner:innen, Mitarbeitende, Kund:innen und die Gesellschaft zählen. In der Bewertung haben wir 223 von 1000 möglichen Punkten erreicht. Es ist eine Bestandsaufnahme – und für uns ein neuer Startpunkt unserer nachhaltigen Entwicklung.

Die Wirtschaft mit neuen Werten entstauben

Wir fragen uns in der Profilwerkstatt immer wieder, wie wir die Welt als Unternehmen positiv beeinflussen und dennoch wirtschaftlich sinnvoll agieren können. Deshalb haben sich unsere Gründer:innen Martina Keller und Ralf Ansorge intensiv mit alternativen Formen der Unternehmensführung auseinandergesetzt, die sich deutlich vom klassischen Kapitalismus mit streng hierarchischen Strukturen unterscheiden. Der Kapitalismus hat in den vergangenen Jahrhunderten die Welt geprägt. Höher, schneller, profitabler. Doch das Streben nach mehr begünstigt die unfaire Verteilung von Macht und Ressourcen, was wiederum soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nach sich zieht und den Klimawandel beschleunigt.

Eine Wirtschaft, die dem Gemeinwohl nutzt, ist keine Utopie. Wir können die Transformation der Wirtschaft schaffen. Und jedes Unternehmen kann dazu beitragen.

Ralf Ansorge und Martina Keller, Gründer Profilwerkstatt

Im Jahr 2020 stießen Ralf und Martina auf die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Anfang 2022 wurde die Profilwerkstatt Mitglied und profitiert seitdem von neuen Anreizen und Synergien, die wir mit gleichgesinnten Unternehmen bilden. Die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie verfolgt einen fairen, nachhaltigen und zukunftsorientierten Wirtschaftsansatz. Ihre Mitglieder verpflichten sich selbst zu einem ethischen Wirtschaften, bei dem nicht der Profit, sondern das Gemeinwohl im Fokus steht.

Gemeinwohlunternehmen wie die Profilwerkstatt erzielen auch weiterhin Gewinne, tragen jedoch durch ihre unternehmerischen Entscheidungen zu einer nachhaltigen und sozial gerechten Wirtschaftstransformation bei. Sie haben ein gemeinsames Verständnis von Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung. Die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie entspricht den unternehmerischen und menschlichen Werten, die wir ohnehin seit vielen Jahren in verschiedenen Ausprägungen leben. Im Jahr 2021 haben wir mit allen Mitarbeitenden in einem gemeinsamen Prozess unseren Purpose-Satz erarbeitet:

Wir schaffen gute Beziehungen,

damit alle ihr Bestes entfalten können.

Diese Verantwortung übernehmen wir für unsere Mitarbeitenden und Kund:innen, Dienstleister und Lieferanten – und die Gesellschaft. Wir sind überzeugt, dass Ökonomie, Ökologie und Soziales keine Gegensätze sind und dass Unternehmen mit Gewinn wirtschaften und gleichzeitig sozial, gerecht und ressourcenschonend agieren können.

Wir legen großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen sowohl innerhalb unseres Unternehmens als auch bei unseren Zulieferern und Partnern. Außerdem fördern wir ökologische Nachhaltigkeit durch den bewussten Einkauf und die Nutzung umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen. Durch offene Kommunikation und Beteiligung unserer Mitarbeitenden an wichtigen Entscheidungsprozessen schaffen wir ein möglichst gerechtes Arbeitsumfeld.

Unseren Anspruch an uns selbst tragen wir nun mit unserer Bilanzierung durch die GWÖ auch nach außen. Da sie ganzheitlich konzipiert ist, deckt sie gängige CSR-Berichtsstandards ab und geht sogar darüber hinaus. Was den Bericht weiterhin unterscheidet von anderen: Er wird durch einen externen Auditor unter anderem bei einem Vor-Ort-Termin gegengecheckt. Wir haben uns für vollkommene Transparenz entschieden und deshalb direkt im ersten Jahr unserer Mitgliedschaft eine Kompakt-Bilanz für das abgelaufene Jahr 2021 verfasst, unsere Bestandsaufnahme. Ohne Vorbereitungen. Ohne vorherige Optimierungen des Unternehmens. Als nächstes steht die Vollbilanz für die Jahre 2022 und 2023 an.

Von der Idee zur Gemeinwohl-Bilanz

Um den Standard der GWÖ einzuhalten, müssen für eine Zertifizierung folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Wahl der Bewertungsmethode (externes Audit oder Peerevaluierung)
  • Wahl der Art der Bilanzierung (Kompakt- oder Vollbilanz)
  • Verfassen eines Gemeinwohl-Berichts
  • Beantragen einer Mitgliedschaft bei dem zuständigen Regionalverein (wichtig für eine gültige Bewertung)
  • Audit des Gemeinwohl-Berichts
  • Publizieren der Gemeinwohl-Bilanz (Bericht inkl. Testat)
Die Gemeinwohl-Bilanz gründet auf einer Matrix mit 20 Themen basierend auf den Werten Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Mit Hilfe der Matrix können Organisationen bewerten, wie groß ihr Beitrag zum Wohl der Menschen und des Planeten ist.

Der Bericht mit unserem individuellen Werte-Gesundheitscheck hilft uns, die Profilwerkstatt unter die Lupe zu nehmen und Chancen sowie Risiken unseres Wirtschaftens zu identifizieren. Damit ist die Erstellung unserer Bilanz auch lediglich der Beginn eines kontinuierlichen, werteorientierten Entwicklungsprozesses.

Wir sind stolz auf den ersten Schritt und sehen gleichzeitig noch viel Potenzial, mit unseren unternehmerischen Entscheidungen zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. In der Zwischenzeit konnten wir bereits viele Punkte umsetzen, die wir in unserer Bilanz 2021 noch als verbesserungswürdig erfasst haben. Außerdem durchläuft Ralf Ansorge gerade die Ausbildung zum GWÖ-Berater – ein Aufwand, von dem auch wir als Profilwerkstatt im Rahmen unserer eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen profitieren werden.

In Darmstadt gehören wir neben vier weiteren zertifizierten Unternehmen zu den GWÖ-zertifizierten Pionierorganisationen. Wir sind eins von derzeit fast 1100 Mitgliedsunternehmen. Der 2010 gegründeten GWÖ können sich aber beispielsweise auch Privatpersonen und Kommunen und viele andere anschließen. Mittlerweile agiert sie mit 171 Regionalgruppen ehrenamtlich bereits in 35 Ländern. 

“Einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, ist natürlich ein Aufwand. Doch ohne diese Grundlage sieht man das Verbesserungspotenzial nicht.”

Ralf Ansorge, Co-Gründer Profilwerkstatt

Kommunikation – nachhaltig und ganzheitlich

Für uns als Kommunikationsexpert:innen hat das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren auch spürbar an Relevanz im Umgang mit Kund:innen gewonnen. Regularien erfordern ein zukunftsorientiertes Wirtschaften und Transparenz. Doch  viele Unternehmen begegnen der Berichterstattung, wie sie in der Corporate Social Responsibility Directive (CSRD) ab 2025 zunächst für Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden und 40 Millionen Euro Umsatz gefordert wird, mit distanziertem Respekt und oft Unwillen. Sie sehen den großen bürokratischen Aufwand – und übersehen die Chancen, die in den Zahlen stecken. Denn diese helfen, ein Unternehmen zukunftssicher oder, wie man auch sagt, enkelfähig zu machen. Und die Verbesserungsideen, die in den Berichten stecken, bewirken eben auch, dass Unternehmen attraktiver werden für potentielle Mitarbeitende und auch für immer mehr Kund:innen, die Wert darauf legen, dass ein Unternehmen nicht nur Gewinne im Sinn hat, wenn es an die Zukunft denkt. Zu zeigen, was man getan hat, zuzugeben, was noch nicht perfekt ist – Nachhaltigkeitskommunikation, die auf der Basis eines Berichts aufsetzt, wird ein vielversprechendes Instrument zum Storytelling werden, das durch Transparenz und Kontinuität Vertrauen bei Mitarbeitenden, (potenziellen) Kund:innen, Dienstleistern und Lieferanten schafft.

Eine Berichtspflicht gibt es für uns mit unseren 75 Mitarbeitenden (noch) nicht, eine solche ist für Unternehmen ab 10 Mitarbeitenden und einem Umsatz ab 700.000 EUR bislang erst ab 2027 im Gespräch. Doch um die Erfüllung einer Pflicht ging es uns auch nicht. Und was wir immer mehr merken: Indirekt sind wir eben doch berichtspflichtig. Immer mehr unserer Kunden, natürlich unsere Mitarbeitende  – und auch unsere Banken – erwarten  Auskünfte über unser nachhaltiges Handeln. Wir finden das gut – und können mit unserem GWÖ-Bericht nun viele Fragen leicht beantworten.

Wir erzählen Ihnen in den nächsten Monaten und Jahren von unserem Nachhaltigkeitsabenteuer – und bei Interesse berichten wir Ihren Kund:innen auch gerne von Ihrer Reise.

Kontakt:
Ralf Ansorge
r.ansorge@profilwerkstatt.de
+49 (0)6151 3600-402