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Wer Angst vorm Stol p e r n hat, wird nie gehen lernen.

Wer Angst vorm Stol p e r n hat, wird nie gehen lernen.

Die Fehlerkulturspezialistin Elke Schüttelkopf über den konstruktiven Umgang mit Fehlern.

Warum gibt es in Unternehmen immer noch recht selten eine positive Fehlerkultur?

Elke M. Schüttelkopf: Lassen wir die Kirche im Dorf. Auf der sachlichen Ebene läuft vieles sehr gut. Wir haben einen weitgehend guten Umgang mit Fehlern. Da hat sich im letzten Jahrhundert sehr viel zum Guten verändert. Wir haben in den meisten Firmen ein hohes Fehlerbewusstsein, gute Fehlererkennungsprozesse, gute Fehlerbearbeitungsmethoden etc..

Auf der emotionalen Ebene gibt es jedoch noch viel Verbesserungsbedarf. Zwar ist das „Züchtigungsrecht“ schon eine Zeit lang abgeschafft und werden Schreien und Schimpfen mittlerweile als grobes Fehlverhalten bewertet, aber Schuldigensuche, Beschuldigungen, Vorwürfe, Abwertungen sowie Spott und Hohn sind noch immer weit verbreitet. Auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt es noch viel zu tun! Und es gibt viel zu viel Angst vor Fehlern …

Weshalb haben wir Angst vor Fehlern?

Schüttelkopf: Jeder schleppt einen Rucksack an Erfahrungen mit sich herum, die unser Denken und Tun bestimmen. In diesem Rucksack stecken manchmal gute Fehlererfahrungen aus Elternhaus und Schule, oft auch schlechte. Wir haben im Laufe unseres Lebens viele negative Reaktionen gesammelt: Die enttäuschten Blicke der Eltern, die abweisenden Gesten oder schlechten Noten der Lehrkräfte, die wütenden Worte der Führungskräfte, den Spott und Hohn unserer Kollegen und Kolleginnen …

Je schwerer der Rucksack ist, desto weniger kommen wir in unserem Leben weiter. Da lohnt es sich, mal zu entrümpeln. Wir können vieles, das uns bremst, ad acta legen. Wenn wir uns freier und leichter fühlen, trauen wir uns mehr zu, wagen mehr und haben auch mehr Erfolg.

Warum schadet die Angst vor Fehlern?

Schüttelkopf: Wer Angst vorm Stolpern hat, wird nie gehen lernen. Wer Angst vor Fehlern hat, bleibt stehen und blockiert die eigene Weiterentwicklung. Angst bindet Energien. Aber wir brauchen die Energie, um aus einem Fehler zu lernen, um besser zu werden. Stolpern gehört dazu, wenn man Fort-Schritte machen will. Von daher ist es gut, sich mit Fehlern anzufreunden, Fehler als einen Schritt in einem Entwicklungsprozess zu sehen und den lösungsorientierten Umgang mit Fehlern zu fördern.

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Woher kommt die Angst vor Entscheidungen gerade auch bei Führungskräften?

Schüttelkopf: Entscheidungen trifft man immer mit einem Risiko. Im Augenblick der Entscheidung hält man sie für richtig. Ansonsten würde man sich ja anders entscheiden. Doch erst später stellen sie sich als richtig oder falsch heraus. Dann sagt man, das war ein Fehler. Hinter der Angst vor Entscheidungen steckt folglich die Angst, einen Fehler zu machen.

Hinter der Angst vor Fehlern steckt wiederum die Angst vor Strafe. In vielen Unternehmen ist diese Angst berechtigt – da werden Fehlende bekämpft und nicht die Fehler. Doch Schuldigensuche und Köpfe rollen lassen sind kontraproduktiv. Sie fressen nicht nur Arbeitszeit und Motivation, sie führen auch zu Stillstand. Dann geht man lieber kein Risiko ein, macht man lieber nichts, trifft lieber keine Entscheidung. Aber: Fehlerängstlichkeit ist ein Kardinalfehler!

Wie kann in Unternehmen und Agenturen konstruktiv mit Fehlern umgegangen werden?

Schüttelkopf: Es ist wichtig, die Angst vor Fehlern abzubauen. Wir brauchen mehr Verständnis, dass uns allen immer wieder Fehler passieren. Und dass wir trotz sorgfältig vorbereiteter Entscheidungen mitunter auch falsche Entscheidungen treffen.

Dazu brauchen wir einen offenen und unaufgeregten Umgang mit Fehlern. Eine gute Fehlerkultur zeichnet sich dadurch aus, dass man offen und ruhig über Fehler spricht, gemeinsam Ursachen statt Schuldige sucht und Verbesserungsmaßnahmen setzt – und somit gemeinsam aus Fehlern lernt und Schritt für Schritt besser, produktiver und erfolgreicher wird.

Elke_Schuettelkopf

Fehler machen? Ja, bitte, findet Elke M. Schüttelkopf. Sie ist Geschäftsführerin von Elke Schüttelkopf Consulting und berät Unternehmen beim Aufbau und der Weiterentwicklung einer organisationalen Fehlerkultur.
Mehr zum Thema unter www.fehlerkultur.com und im Ratgeber „Lernen aus Fehlern: Wie man aus Schaden klug wird“.

Ohne die Möglichkeit, Fehler zu machen, kommt wenig Neues zustande – warum wird das Potenzial nicht genutzt?

Schüttelkopf: Fehler machen allein schafft noch keine Innovation. Neues entsteht erst durch das Lernen aus Fehlern. Aber da stehen wir uns zu oft selbst im Weg: Wir gestehen uns eigene Fehler nicht ein, wir leugnen sie vor anderen oder reden sie klein. Leider verhindern wir damit unsere eigene Entwicklung. Wir stellen häufig auch andere bloß, beschämen sie, machen ihnen Vorwürfe. Doch damit hemmen wir ihre Lernprozesse.

Wir reagieren auf Fehler sehr unsachlich, mit vielen negativen Emotionen. Im Grunde ist das ein Kleinkindverhalten. Wir agieren wie ängstliche Kinder, die eine Strafe abwenden wollen. Und die sich ein bisschen größer und besser fühlen, wenn sie anderen „ätsch, bätsch“ zurufen.

Was wir jedoch brauchen, ist ein reifer und kooperativer Umgang miteinander – auch im Umgang mit Fehlern. Nur so können wir uns weiterentwickeln, nur so können Unternehmen florieren und Innovationen schaffen. Da kommt man mit Fehlervermeidung nicht weiter. Da braucht es eine hohe Fehlerfreundlichkeit, viel Mut zu intelligenten und innovativen Fehlern und eine hohe Fehlerkompetenz, um richtig mit Fehlern umzugehen. Denn der Weg zu Innovationen ist mit Fehlern gepflastert.

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