Was macht ein Art Director?

Liebe Nora, magst du dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin 30 Jahre alt und arbeite seit Oktober 2017 als Art Director in der Profilwerkstatt. In meiner Freizeit mache ich gerne Sport – seit zehn Jahren Capoeira. Ich liebe Musik, reise gerne und wenn ich Zeit habe, koche ich. Seit Kurzem habe ich zwei Katzen.

Was macht denn ein Art Director? 

Hier in der Profilwerkstatt machen wir sehr viel Editorial Design. Das heißt, wir konzipieren und gestalten viele Kunden- und Mitarbeitermagazine. Dabei arbeiten wir eng mit der Redaktion zusammen: Wir schauen, wie redaktionelle Formate visuell gut umgesetzt werden können. Wir entwickeln Bildideen und überlegen uns, wie wir ein Thema durch ein ganzes Magazin hinweg ansprechend darstellen.

Wie sieht ein typischer Tag von dir in der Profilwerkstatt aus?

In unserem täglichen Kanban-Meeting besprechen wir, was aktuell zu tun ist. Das hilft, Sachen besser zu bündeln und Prioritäten besser zu setzen. Kleinere Aufgaben versuche ich direkt morgens zu erledigen, damit ich dann konzentriert am Stück an Projekten arbeiten kann. Das ist im kreativen Prozess sehr wichtig.

Im Moment arbeite ich kaum an Regelprojekten, sondern bin an Pitches und Konzeptsprints beteiligt. Dadurch sieht kein Tag aus wie der andere, was es besonders spannend und abwechslungsreich macht.

War Art Director schon immer dein Berufswunsch oder wolltest du früher etwas anderes werden?

Ich habe früher zwischen Kommunikationsdesign und Medizin geschwankt und wusste nicht, was ich studieren soll. Sogar ein Praktikum in der Gerichtsmedizin habe ich gemacht und fand es  interessant. Letztlich habe ich mich aber doch für den kreativen Weg entschieden. Das war aus heutiger Sicht auch richtig so.

Du hast also Kommunikationsdesign studiert. Welche beruflichen Stationen gab es noch, bevor du in der Profilwerkstatt angefangen hast?

Genau, ich habe an der Rhein-Main-Hochschule in Wiesbaden Kommunikationsdesign studiert. Danach war ich zunächst für ein Jahr in einem kleinen Büro hier in Darmstadt und bin dann nach Mainz in eine Agentur gewechselt, bei der ich Geschäftsberichte und Mitarbeitermagazine betreut habe. Dort war ich nicht nur Art Direktorin, sondern zusätzlich Projektleiterin und konnte mich deshalb nicht so sehr auf die kreative Arbeit konzentrieren, wie ich mir das gewünscht hätte. Deshalb habe ich mich dann bei der Profilwerkstatt beworben. Es war eine Stelle ausgeschrieben, die meinen Vorstellungen entsprach: Editorial Design wollte ich gerne weitermachen. Hinzu kam die Möglichkeit, digitaler zu arbeiten und mehr Screendesigns zu machen. Das war genau das, was ich wollte! Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und deshalb zugesagt.

Welchen Herausforderungen stehst du in deinem Job gegenüber und wie gehst du damit um?

In meinem Beruf ist es wichtig, Ideen zu entwickeln, die einzigartig sind und die noch nicht jeder gesehen hat. Das ist immer eine Herausforderung. Dafür schaue ich mir viel an – online wie offline. Gerade im Alltag halte ich immer die Augen offen. Denn vor allem, wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, kommen mir oft die besten Ideen. Ganz wichtig beim kreativen Prozess sind die Pausen dazwischen. Auch mal etwas liegen zu lassen und am nächsten Tag mit einem frischen Kopf draufzuschauen. Kreativität ist Arbeit. Das heißt, man muss mehrere Sachen ausprobieren und rumtüfteln. Dabei darf man sich aber nicht verlieren. Irgendwann muss man Stopp sagen und sich für einen Weg entscheiden.

Unsere Designs sollen außerdem nicht einfach nur schön aussehen. Sie sollen die Zielgruppe ansprechen und funktional sein. Das finde ich hier in der Profilwerkstatt super: wir sind content-getrieben und es wird konzeptionell gedacht. Wir hübschen nicht einfach etwas auf, es muss Sinn machen. Gutes Design unterstützt den Inhalt und transportiert ihn.

„Gutes Design transportiert den Inhalt.“
– Nora Kerscher, Art Director > Click to tweet

Welche Tipps kannst du einem angehenden Art Director geben?

Auch wenn man vielleicht nicht direkt den Job bekommt, der einem vorschwebt, sollte man hartnäckig bleiben und seine Ziele verfolgen. Denn bei kreativen Berufen ist es wichtig, dass man Spaß dabei hat. Sonst kann man einfach nicht kreativ sein.

Wichtig ist, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln und sich viel anzuschauen. Etwa Arbeiten von anderen Designern, Ausstellungen oder prämierte Arbeiten. Dabei sollte man sich immer die Frage stellen, warum etwas gut ist und vielleicht ausgezeichnet wurde. Und natürlich sollte man sich austauschen und Feedback einholen – auch wenn das am Anfang bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen. Viele Designstudios veranstalten Open-Days, bei denen man sein Portfolio mitbringen kann. Man darf keine Angst vor konstruktiver Kritik haben, das gehört einfach dazu, wenn man sich weiterentwickeln möchte.