Sweet as! Homeoffice am anderen Ende der Welt

Work & Travel der besonderen Art: Ein Bericht von Senior Consultant Jana Bomhoff, die aktuell im Camper-Van durch Neuseeland reist – aber auch am anderen Ende der Welt für das Haus der Contentexperten im Einsatz ist.

Employer Branding ist eines der Buzzwords, die aus dem HR-Sprech nicht mehr wegzudenken sind. Gratiskaffee, Vergünstigungen, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sollen dabei Professionals und solche, die es noch werden wollen, im sogenannten “War for Talents” locken. Die Frage ist nur, holt das noch jemanden hinter dem Ofen hervor? Wie können Unternehmen oder Agenturen ihre Mitarbeiter an sich binden, wenn gerade in der Medien- und Kommunikationsbranche ein gefühlt unaufhaltsamer Kampf um die smartesten Köpfe herrscht? Und wie flexibel kann ein Unternehmen dabei überhaupt sein, um das laufende Geschäft nicht zu gefährden?

Ich lebe in Neuseeland. Ein Jahr lang. In einem Bus. Fahrbarer Untersatz, zwei Zimmer, Küche, Bad, alles auf etwa sieben Quadratmetern. Nicht nur Reisen und Erleben stehen hier auf der Agenda, denn ich arbeite weiterhin in Teilzeit für die Profilwerkstatt. 18.000 Kilometer entfernt und je nach Jahreszeit zwischen zehn und zwölf Stunden Zeitvorsprung. Dass das eine Herausforderung für alle wird, war mir bereits beim ersten Gespräch mit den Vorgesetzten klar.

Jana Bomhoff im Office am neuseeländischen Strand.

Mit dem Laptop am Strand: möglich, aber die Ausnahme. (Quelle: Jana Bomhoff)

Arbeit im Ausland? Nur mit Struktur und Disziplin

Mein grundlegendes Dilemma: Ich surfe, leidenschaftlich gern, wann immer es geht. Das funktioniert weitestgehend mit Urlaubstagen und an verlängerten Wochenenden. Jedoch hat dieser Wunsch nach Leben bei den Wellen im Zusammenspiel mit einem längst genehmigten Visum für Neuseeland mich vor die Herausforderung gestellt: Job kündigen oder eine Lösung finden, von der sowohl der Arbeitgeber als auch ich als Arbeitnehmer profitieren? Mit der Idee und verschiedenen von mir erarbeiteten Lösungsansätzen konnten wir ein Modell entwickeln, bei dem ich in Teilzeit für ein Jahr von Neuseeland aus arbeite. Jackpot.

“Mein Beispiel zeigt: Ich lebe einen Best Case in Sachen Employer Branding.”
– Jana Bomhoff, Senior Consultant -> Click to tweet

Struktur und Disziplin sind jedoch für den Job aus der Ferne essenziell. Hier klingelt der Wecker selten später als 6:30 Uhr. In Deutschland würde mich der Alarm unter keinen Umständen zum Aufstehen motivieren, eher zum erneuten Umdrehen. Hier in Neuseeland aber gilt: aufwachen und E-Mails checken, um zu sehen, welche Aufgaben anstehen und was ad hoc erledigt werden muss. Es folgt der Sprung in die Wellen für etwa eineinhalb Stunden mit anschließendem Frühstück.

Mein regulärer Arbeitstag findet trotz aller Wunschszenarien nicht mit in den Sand vergrabenen Füßen statt, sondern an den Arbeitsplätzen neuseeländischer Bibliotheken. Drei bis vier Stunden täglich arbeite ich wie gewohnt an Projekten mit. Calls und Jour fixes lege ich aufgrund der Zeitverschiebung in den späten Abend, denn die Absprachen mit den Kollegen zuhause in Deutschland sind substanziell.

Sandstrand statt Schnee: Weihnachtszeit in Down Under.

Sandstrand statt Schnee: Weihnachtszeit in Down Under.

Work-Life-Balance und Employer Branding par excellence

Das Zusammenspiel aus körperlicher Anstrengung, was Surfen allemal ist, sowie Struktur und geistiger Forderung durch den Job funktioniert für mich perfekt. Work-Life-Balance muss ich mir hier nicht schaffen, ich erlebe sie jeden Tag. Ich muss mir weder Work noch Life definieren, alles greift ineinander und motiviert mich für die anstehenden Herausforderungen. So kann auch mein Arbeitgeber sicher sein, dass ich meine Arbeitszeit mit dem nötigen Fokus auf Themen und Aufgaben nutze.

Was im Agenturleben noch hinzukommt: Wenn der Kunde einen Wunsch äußert, muss es manchmal schnell gehen. In diesem Falle profitieren wir alle vom großen Zeitunterschied zwischen Deutschland und Neuseeland: Anstatt dass meine Kollegen eine extra Nachtschicht einlegen müssen, kann ich Ad-hoc-Aufgaben in mein Tagewerk integrieren.

Mein Beispiel zeigt: Ich lebe einen Best Case in Sachen Employer Branding.

Anstatt auf klassische Arbeitsmodelle zu setzen, sollten sich Arbeitgeber im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung dem Trend des dezentralen Arbeitens sowie der Vertrauensarbeitszeit noch stärker anschließen. Was gemessen werden sollte, ist nicht mehr die Zeit, die im Büro abgesessen wird, sondern die Ergebnisse der Arbeit, die mit dem entsprechenden Maß an Belohnung in signifikant kürzerer Zeit erreichbar sind.

Homeoffice im Ausland – das ist wichtig:

  • Unkonventionelle Arbeitskonzepte werden sicher nicht vom Arbeitgeber angeboten, aber durchaus ermöglicht.
  • Ein guter Plan mit verschiedenen Lösungsansätzen schafft Spielraum in der Entscheidungsfindung.
  • Eingeständnisse machen beide Seiten. Die Firma verzichtet physisch auf einen Mitarbeiter, der Arbeitnehmer auf Karrierechancen und Gehalt.
  • Eine offene Kommunikationskultur baut Vertrauen zwischen Arbeitgeber und -nehmer auf.
  • Während der Abwesenheitszeit braucht es stetigen Kontakt mit den Kollegen, um an den Themen und Geschehnissen dran zu bleiben.
  • Und es gilt: Wer nicht fragt, der nicht gewinnt. Wer nur träumt und nie den Mut beweist, Ideen in die Tat umzusetzen, darf sich nicht beschweren.
  • Top für den Arbeitgeber: Das Commitment des Arbeitnehmers liegt bei 100 Prozent. Mindestens. Und das ist ja wohl mal, wie der Kiwi zu sagen pflegt: “Sweet as!”

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