Generation Y: Ein Haufen Traumtänzer?

…So jedenfalls die gängigen Pauschalisierungen. Profilwerkstatt-Praktikantin Johanna Hupfer findet: Die Schublade Generation Y ist gar nicht groß genug für alle. Das eigentliche Problem ist der immer währende Generationenkonflikt.

Zu der Generation Y (Y=Why) zählen die Menschen, die – so wie ich – nach 1980 geboren wurden. Für Unternehmen sind die „Ypsiloner“ eine interessante Zielgruppe, da viele von ihnen derzeit auf den Arbeitsmarkt strömen. Aber sie stellen eine neue Herausforderung dar, sind sich viele Wissenschaftler, Personaler und andere Experten einig. Denn wenn Unternehmen für sie attraktiv sein wollen, müssen diese sich auf andere Erwartungen einstellen als bei den Generationen davor. Manche sagen sogar: Die „Ypsiloner“ sind eine Generation, die es vermag, die Arbeitswelt in Angst und Schrecken zu versetzen. Warum aber fragt man sich?

Ziehen wir die Schublade doch einmal auf…

Das ist es, was der Generation unterstellt wird: Sie hat neue Werte, neue Ziele, neue Statussymbole. Die auf den Arbeitsmarkt stürmenden Frischlinge werden von Kritikern häufig als  orientierungslose Traumtänzer beschrieben, deren persönliche Entwicklung an erster Stelle steht. Darüber hinaus werden die „Ypsiloner“ von manchen zu ortsungebundenen, zeitlosen und individualistischen Wesen stilisiert, die auf eine Trennung von Freizeit und Arbeit verzichten, die sich von der Stechuhr verabschieden und die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen wollen. Ansprüche also, die nicht Hand in Hand gehen mit der Arbeitskultur von vielen Unternehmen hierzulande.

Hinter der (teilweise etwas aufgebauschten) Kritik gegenüber der Generation verbirgt sich jedoch weniger ein neu generiertes Werte-und Statussystem einer Generation, als vielmehr alte Generationenkonflikte. Und die sind wahrlich nichts Neues. Schon Aristoteles sagte: „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“

Aus Vergangenem lernen

Aber: Egal was uns unterstellt wird, wir sind kein Haufen Sozialphobiker, die nur noch vor ihren Smartphones hängen und zeit- und raumungebunden durch das Universum fliegen. Die Änderungen, die auf Unternehmen durch einen Teil der neuen Arbeitnehmer zukommen, sind kein Selbstzweck, sondern vielmehr Folgen gesellschaftlicher Entwicklungen. So will der ein oder andere junge Vater – vielleicht anders als der eigene Vater – mehr von seinen Kindern haben, als sie nur abends ins Bett zu bringen. Weswegen sie unter anderem Vaterschaftsurlaub beantragen. Und natürlich hat auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau einen anderen Stellenwert als noch vor Jahrzehnten – und damit auch gleichberechtigte Karrierechancen. Nur zwei Beispiele von vielen, wie gesellschaftliche Entwicklungen die Ansprüche an den Arbeitsplatz verändern  können. Treffen diese auf Unverständnis bei den älteren Generationen, ist der Konflikt häufig nicht weit. Aber das ist kein Problem unserer Generation allein. Das bedeutet für Unternehmen: Sie müssen ihre Zielgruppe individuell ansprechen und gesellschaftliche Veränderungen mittragen, wenn sie für Nachwuchskräfte attraktiv sein wollen

Gläserne Generation

Außerdem: Die Attribute, die unserer Generation zugeschrieben werden, treffen nicht auf alle zu. Wir „Ypsiloner“ sind keine neuen Menschen und schon mal gar kein Arbeitsmarkt-bedrohender-Riesenmob. Nach wie vor lebt und arbeitet der Großteil so, wie es die Eltern vorgelebt haben. Es existieren die unterschiedlichsten Arbeitsplatzprofile, die noch einmal mehr verdeutlichen, dass die Generation nicht von Homogenität geprägt ist. Arbeitnehmer im Handwerk oder auch in sozialen Bereichen sind anders an Arbeitszeiten und -orte gebunden, als jene die lediglich einen Laptop und Internet zum Arbeiten benötigen.

Der maßgebliche Unterschied zu den vorherigen Generationen ist der, dass die Welt in diese Generation hineinschauen und daran teilhaben kann, was sie umtreibt. Denn durch das Internet ist die Generation Y präsenter als jede zuvor, geradezu gläsern. Jene öffentlich zugänglichen Ideen, Vorstellungen und Diskussionen bieten eine einfache Angriffsfläche und eine gute Grundlage für Pauschalisierungen.  Also Achtung: Nachdem die Schublade aufgezogen wurde, lässt sie sich nicht wieder schließen. Denn in die Schublade passen gar nicht alle rein.