Twitter ist nicht gleich Twitter

Alle wollen Social Media. Aber muss es immer Facebook sein? Zwar hat Zuckerbergs Netzwerk immer noch die Nase vorn, wenn es um Reichweiten und User in Deutschland geht, manchmal möchte man seine Inhalte aber nicht dem Bespaßungs-Drang auf Facebook unterwerfen.

Wem dieses Dilemma bekannt vorkommt, dem legen wir an dieser Stelle Twitter ans Herz. Der Mircoblogging-Dienst ist den meisten zwar bekannt, mit knapp 4 Millionen Nutzern scheinen die Deutschen aber (noch) nicht so richtig mit Twitter warm geworden zu sein – oder positiver ausgedrückt: Der Twittermarkt in Deutschland birgt noch einiges an Potenzial.

Und das vor allem deshalb, weil viele Unternehmen nach wie vor äußerst zaghaft den echten Austausch mit ihren Stakeholdern suchen. Stattdessen wird Twitter eher passiv genutzt – es ist ein weiterer Kanal für Marketing, auf dem Informationen ausgespielt werden. Einer unter vielen. Sicherlich: Auch das kann bei mancher Zielgruppe für zusätzlichen Mehrwert sorgen. Innovativ aber ist das nicht, und es wird auch dem Potential von Twitter nicht gerecht. Wir haben für Sie alternative und frische Twitter-Strategien ausfindig gemacht.

Besser beraten

Servicekanäle liegen voll im Trend: Der Kundenservice hat Einzug ins Social Web erhalten, frei nach dem Motto „sich dort um die Kunden kümmern, wo die Kritik stattfindet.“

Das ist natürlich nicht für alle Unternehmen sinnvoll, da Kundenservice nicht überall eine Rolle spielt. Im Idealfall aber wird Twitter gleich doppelt nützlich: Viele Twitter-Nutzer zeigen sich nämlich sehr kommunikationsfreudig, wenn Sie mit ihrem Anliegen auf Gehör stoßen und Hilfestellung erhalten. So erhält man zweierlei: glückliche Kunden – und glückliche Mutliplikatoren.

Beispiele für guten Kundenservice auf Twitter gibt es auch im deutschsprachigen Raum. Neben der Deutschen Bank, zeigen Dell oder auch Vodafone wie so ein Social-Service-Kanal auszusehen hat.

Face to Face

Einen ganz anderen Weg hat beispielsweise die Versicherungsgruppe der Allianz eingeschlagen. Seit 2009 twittert MarkusWalter@Allianz für seinen Arbeitgeber über den Tellerrand hinaus im Social Web. Dieser Schritt hat sich für die Allianz durchaus bezahlt gemacht – dank des authentischen Markenbotschafters, schafft es der Kanal immer wieder auch bei eher drögen Themen aus der Versicherungsbranche  die Community abzuholen.

Auch für andere Unternehmen kann es ein interessanter Weg sein, die Kommunikation in den sozialen Medien stärker zu personalisieren. Menschen verhelfen nicht nur zu einer emotionaleren Ansprache, sondern helfen auch unserem Gedächtnis auf die Sprünge. Im Klartext bedeutet das: mehr Mensch, weniger Firmenlogos – frei nach dem Motto: „A little smile goes a long way after all.“

Social Recruiting

Wenn wir im Supermarkt etwas nicht finden, suchen wir spätestens nach ein paar Minuten beim nächsten Mitarbeiter um Rat. So ähnlich läuft das heutzutage auch bei der Suche nach einem neuen Job: Die klassische Stellenanzeige wird unwichtiger. Bewerber suchen nicht mehr lange, sondern sie fragen gezielt nach, das heißt, sie durchforsten Netzwerke wie XING oder LinkedIn. Auch der Weg zum neuen Job über das Smartphone ist für viele gar nicht mehr so abwegig. Der Wettlauf um die besten Bewerber wird künftig darüber entschieden, die Nutzer dort abzuholen, wo sie sich tatsächlich bewegen. Hierzulande machen beispielsweise Versandhändler Otto, Chiphersteller Infineon, oder das Medizintechnikunternehmen Fresenius vor, wie „Social Recruitment“ im Social Web aussehen kann.

 Zauberwort: Integration

Fazit: Twitter kann mehr. Twitter kann vor allem „interaktiv“. Seine Stärken als Marketinginstrument kann der Microbloggingdienst dort ausspielen, wo es zu einer echten Kommunikation zwischen Unternehmen und Nutzern kommt – als Anlaufstelle für Service, als Multiplikator für Content Marketing, oder als offene Tür für Jobinteressierte. Für alle, die schon als Kundenberater, Markenbotschafter oder Recruiter auf Twitter durchstarten wollen,  lohnt sich ein Blick auf die nachfolgende Infografik. Eines sollte man aber nicht vergessen, wenn es um die große Kunst der Zwitscherei geht: Egal wie gut ein Twitterkanal aufgesetzt ist, egal welche pfiffigen Ideen dahinterstehen – er fliegt nicht von allein.