Rotation Curation in B2B: Ein IT-Unternehmen bekommt ein Gesicht

Interoute, ein internationaler Telekommunikationsanbieter und Betreiber von Cloud Services Plattformen hat das als Herausforderung gesehen. Julia Gebert, Marketing Managerin von Interoute berichtet, wie durch eine Social-Media-Kampagne die Menschen hinter den Produkten zum Vorschein kamen – und daran großen Spaß hatten.

Eigentlich nur Bahnhof – so viel verstehe ich als Laie von den Interoute-Produkten. Was versteckt sich hinter Cloud Hosting und Virtual Private Networks? Das B2B-Unternehmen ist sich seiner technischen, auf Zahlen und Produkten basierenden Außenwirkung bewusst. Die Interoute Germany GmbH, deren Headquarter in London ist, hat sich auf die Fahne geschrieben, sieben Wochen lang den Mensch hinter der Technologie in den Mittelpunkt zu stellen und die persönliche Seite des Unternehmens nach vorne zu kehren. Interoute wagte sich auf zu neuen Ufern: mit “Rotation Curation” unter dem Namen „Technologie bekommt ein Gesicht“. Dahinter steht die Idee, dass dieselben Social Media Kanäle immer durch andere Mitarbeiter bespielt werden. Im Falle von Interoute erfuhr sieben Wochen lang wöchentlich wechselnde Betreuung. Technik, Technik, Technik – diesem einseitigen Außenbild rückten die Teilnehmer der Kampagne zu Leibe. Erfolgreich stellten sie die Menschen hinter der Technologie auf authentische Art und Weise in den Mittelpunkt.

 

Frau Gebert, was war der Grund der Social-Media-Kampagne „Technologie bekommt ein Gesicht“?
Eigentlich waren es zwei Gründe, wobei der inhaltliche der gewichtigere war: Wir hatten den Eindruck, dass wir sehr oft über das Unternehmen, über Zahlen und Produkte sprechen und wir wollten das einfach mal persönlicher aufziehen. Dann haben wir uns gedacht: Besser und authentischer als die Informationen zusammen zu suchen ist es, die Menschen in den einzelnen Abteilungen, die dort täglich ihre Arbeit tun, zu Wort kommen lassen. Und dafür sind soziale Medien ideal, weil dort Authentizität wirklich geschätzt wird. Der zweite Anlass unserer Kampagne war: Wir wollten das Social-Media-Profil unseres Unternehmens ausfahren, etwas mehr pushen, und nehmen das jetzt als Auftaktmaßnahme.

An wen war die Kampagne gerichtet?
Da sind zum einen die Partner und Kunden, zum anderen potentielle Bewerber. Und natürlich unsere Mitarbeiter. „Technologie bekommt ein Gesicht“ hat breitere Wellen geschlagen als zunächst angenommen. Das hat uns alle sehr positiv überrascht. Ich wurde oft gefragt, ob wir davon eine Fortsetzung machen wollen, ob man sich dort noch einklinken könne.

Bezüglich der Kanäle, warum haben Sie sich für Twitter und Blog entschieden?
Ich habe den Eindruck, dass bei Interoute und im B2B Bereich Twitter der agilere Kanal ist. Facebook scheint mir nicht so wahnsinnig geeignet. Die Kombination mit dem Blog fand ich deswegen recht günstig, weil Twitter ein Tool war, das ich jedem Mitarbeiter übergeben konnte. Nicht jeder hat Spaß am Schreiben, aber durch die Kürze der Tweets bekommt es durchaus jeder hin, Messages zu verfassen. Ich wollte die Mitarbeiter auf dem Blog begleiten, indem ich die Interviews mit den Leuten führe und dann selber in Texten zusammenschreibe. Die Texte wurden den Gesprächspartnern immer nochmal vorgelegt. Daher erschien mir das eine gute Kombination.

Wie wurde das Konzept denn angenommen?
Ich bin nicht überrannt worden. Ich habe das schon einwerben müssen. Ich habe vor allem stark erklären müssen, was die Ziele sind und wie wir vorgehen. Was Twitter ist und wie man damit umgeht. Wir haben auch ein internes Briefing gehabt mit Do‘s and Don‘ts, damit das auch nicht nach hinten losgeht. Ich habe dann Trainings durchgeführt. Aber ich denke, mit jeder weiteren Woche haben unsere Leute ein Gespür dafür bekommen, wie unterschiedlich man den Arbeitsalltag auf Social Media abbilden kann und dann wurden die Fragen auch weniger. Ich habe im Vorhinein versucht zu organisieren, dass sich auf jeden Fall Menschen aus den großen und essentiellen Abteilungen vorstellen. Ich wollte unbedingt die Wertschöpfungskette darstellen und dass habe ich natürlich vorher sicher gestellt. Und ich fand es wichtig, dass es auch eine Maßnahme im Bereich Employer Branding wird und deswegen auch unsere Personalerin mitmacht. Das ist auch sehr, sehr gut gelaufen. Sie ist da sehr flexibel und enthusiastisch reingegangen. Das Ergebnis war, dass sich die Anfrage von Personal- und Headhunting-Agenturen im nachfolgenden Zeitraum verdoppelt hat.

Die Ziele der Kampagne wurden erreicht?
Ja, auf jeden Fall. Ich hatte beim Start eher die externe Wirkung im Blick. Der interne Effekt kam dann dazu und hat sich als Added Value erwiesen – als interne Kommunikation, die ich so nicht geplant habe, die aber sehr stark Früchte getragen hat.

Denken Sie denn, das Thema ist ausgereizt mit dieser einen Kampagne?
Nein. Ich denke aber, dass wir beim nächsten Mal inhaltlich einen anderen Schwerpunkt setzen. Wir haben diese Erfahrung einmal gemacht, die Leute wissen, wie sich das anfühlt. Die Berührungsängste mit Social Media sind stark gesunken, was mich persönlich besonders freut. Der Informationsfluss ist einfach angekurbelt worden.

Halten Sie diese Art der Social–Media-Kampagne ratsam für andere Unternehmen?
Das ist immer eine Frage von „Was für ein Image hat das Unternehmen schon“ und „ Wo will es hin“. Aber alleine aus Gründen der internen Kommunikation lohnt es sich. Auch wenn das Image schon sehr geschärft ist: Nochmal zu betonen, dass es Menschen sind, die hinter dieser sehr komplexen Technik stehen, macht das Unternehmen wie auch die Produkte plastischer und greifbarer und meiner Meinung nach auch interessanter. Im Bezug auf Employer Branding ist solch eine Kampagne sinnvoll. Der Bewerber kann das Unternehmen besser fassen, sehen, wer sich dahinter verbirgt und eine Ahnung davon bekommen, welche Kultur das Unternehmen hat.