Buddy Müller

#folge4 #diemacastrophe

Qwertz ist einer meiner besten Teamleads. So einen Mann darf ich nicht gehen lassen. Auch nicht zu Merchandising. Schon gar nicht dorthin. Mitarbeiter kommen zu Unternehmen, doch sie verlassen Vorgesetzte. Dass er wechselwillig ist, bemerkte ich. Auch ohne meine feinen Antennen. Qwertz änderte sein Tastaturschlafverhalten, versteckte Papiere in bunten Mappen in seinem Rollcontainer. Mappen, wie sie Merchandising verwendet.

Ich wäre nicht Buddy Müller, Senior Project Supervisor in der weltweit führendsten Content-Marketing-Agentur Deutschlands, wenn ich nicht dafür sorgen kann, dass die Teams sich nicht verändern, die unsere Kunden glücklich machen.

Ein Mac für einen Macher

„Qwertz“, rief ich in den Großraum hinein, „in mein Büro!“

Als er lange genug in meinem Eames Chair herumgerutscht war, sagte ich: „Ich habe was für Sie. Sie sind doch ein Macher. Ein Aufsteiger. Einer, der weiterkommen will.“

Qwertz wurde rot.

Volltreffer.

„Qwertz, Sie brauchen die besten Ideen. Und die beste Technologie.“

Feierlich streckte ich ihm ein flaches Alurechteck hin, auf dem ein angebissener Apfel leuchtete. „Hier, das ist ab heute Ihr Mac. Verabschieden Sie sich endlich von Ihrem peinlichen PC …“

Natürlich wehrte sich Qwertz, doch seine laschen Argumente wiegelte ich ab: Quatsch, bewährte Technik, old fashioned sei ein PC, quadratisch, aber nicht praktisch und auch nicht gut.

Ich trat ihm großzügig meinen nächsten Präsentationstermin ab. Gleich morgen, zum schnelleren Gewöhnen an die neue Technik – sei eh alles intuitiv auf dem Mac.

Am nächsten Morgen federte ich an Qwertz´ Arbeitsplatz vorbei. Siehe da, die Zeichen des Tastaturschlafs hatten sich nur schwach in seine Stirn geprägt.

„Gutes Design“, sagte ich.

Qwertz verstand nur Bahnhof. War noch verschlafen.

„Jetzt Marsch, Marsch, der Kunde naht. Wir geben nicht kampflos auf“, rief ich ihm zu.

Tatsächlich hatte unser Auftraggeber, weltmarktführender Hersteller von Wankelexzenterbiegemaschinen, nach 13 Jahren eine Etat-Verteidigung ausgerufen. 13 Jahre des Betüddelns, Bespaßens, Betrinkens: umsonst.

Keine Likes für Qwertz

Die Präsentation – eine Neuausrichtung der internen Kommunikation unter Berücksichtigung der 27 zentral geführten, aber lokal agierenden Standorte – gehörte ganz Qwertz. Beziehungsweise seinem Mac.

„Ihr Mitarbeiter steht im Zentrum der Kommunikation, nicht die Technik“, begann er und überbrückte die Zeit, bis er die richtigen Adapter angeschlossen hatte, um das Logo unseres Kunden an die Wand zu beamen. Klick-klack, eine Tastenkombination, doch, knick-knack, nicht die Präsentation startete, sondern Outlook und ein rosa markierter Ordner. Pubertär-verliebte Mails an unsere Controlling-Praktikantin zierten die strahlendweiße Wand.

Qwertz kämpfte sich verlegen zurück in seine Präsentation, sezierte einen Top-down- und zerlegte einen Bottom-up-Ansatz, flankte über zwei zerschossene Grafiken hinweg zur Kraft der Sozialen Kanäle, die die Grenzen zwischen externer und interner Kommunikation verwischen lassen.

Doch das Einzige, was verwischte, waren die Bilder des Vorstands in Beispielbeiträgen für den Facebook-Auftritt.

Likes würde Qwertz dafür keine bekommen.

Auch nicht für seine filmreife Überleitung zum Bewegtbildeinsatz bei Employer Branding. Nur ein Klick und Qwertz landetet auf
YouTube. Doch dann startete statt der für die Etatverteidigung gedrehten, empathischen, authentischen Inszenierung der 117-Jahr-Firmenfeier mit Star-Wars-Musik und Tombola ein Familienfilm: eine 85-jährige Greisin, die umringt von zahlreichen Erbschleichern in eine wacklige Kamera lächelte. Zahnlos.

Auch Qwertz lächelte. Tapfer.

„Meine, ähhmm, Oma …“

Ich sprang ihm bei: „Was der Kollege sagen will: Das Einbinden von nahestehenden Verwandten Ihrer Mitarbeiter fördert die sozio-kulturelle Verbindung mit der Arbeitsstelle.“

Untergang im furiosen Finale

Anerkennendes Nicken unseres Kunden, während Qwertz im furiosen Finale unterging. Er klapperte beherzt über die Tastatur, weil sich die nächste Folie nicht aufbaute, erwischte den Slideshowmodus und versuchte, seine Sprechgeschwindigkeit den wechselnden Charts anzupassen. Ab 28 Bilder pro Sekunde wird’s ein Film und nicht weniger unterhaltsam als Qwertz, der in dem Schnellsprechwettbewerb den zweiten Platz machte.

Denn der Mac gewann.

Erschöpft kapitulierte Qwertz, während ich zur Kundenabordnung sagte: „Meine Damen und Herren, was wir Ihnen heute gezeigt haben: Jeder strategische Ansatz zur Internen Kommunikation wird verpuffen, wenn er nicht auf der perfekten Technologie basiert.“

Ich verneigte mich knapp, raunte ein „So macht man das“ in Richtung Qwertz. Und in Richtung Kunde fügte ich noch eine 60-Sekunden-Argumentation an, warum er gar nicht anders können würde, als uns weiter zu vertrauen.

Nicht zu Merchandising

Den Etat haben wir gehalten. Trotz der Macastrophe. Oder gerade deswegen, wie mir der EmmDee, unser Managing Director, erklärte. „Besser hätten Sie die Botschaft nicht rüberbringen können“, lobte er mich. „Dass Qwertz so mitspielt. Brillant!“

Auf Qwertz müsse ich aufpassen, empfahl der EmmDee, so einen hochqualifizierten Mitarbeiter dürfe ich nicht gehen lassen. Auch nicht zu Merchandising. Schon gar nicht dorthin.

Und dann drückte er mir ein silbernes Rechteck mit dem leuchtenden, angebissenen Apfel in die Hand. „Damit Sie künftig noch besser mit ihm zusammenarbeiten können. Hammse sich redlich verdient, Müller. Sagen Sie endlich Servus zu Ihrem peinlichen PC …“

Buddy Müller weiß: Business runs on IT. Und Design auf Macs. Wenn Sie auch schon mal in den sauren Apple beißen mussten, schreiben Sie ihm unter buddy.mueller@profilwerkstatt.de

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